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Testberichte Hindernismelder

Folgende Hindernismeldegeräte haben wir getestet:

 - Sunu-Band

 - Independent von der Firma CareTec

 - Fledermaus von der Firma SynPhon

Sunu-Band

Beim Sunu-Band handelt es sich um ein Gummi-Armband mit Plastikgehäuse. Es ist 36 Gramm schwer, und ähnelt in der Größe einem Fitness-Armband. Das Gerät verfügt nur über einen Ultraschall-Sensor. Der eingebaute Akku hält zwischen 24-48 Stunden und kann per USB-Kabel aufgeladen werden.

Es wird empfohlen, das Armband an der Hand zu tragen, die den Langstock nicht führt. Damit vermeidet man eine Reizüberflutung auf ein und demselben Arm. Der Sensor weist  idealerweise senkrecht zum Langstock und deckt den oberen Bereich ab, der mit dem Langstock nicht erfasst werden kann.

Bedient wird das Gerät mit zwei Gummitasten an der Seite des Gerätes, die etwas besser erfühlbar sein könnten, und mittels eines Touchpads auf der Oberseite, auf dem man mit Wischgesten zwischen einzelnen Funktionen auswählen kann.

Es gibt eine App für IOS und Android, die den Funktionsumfang noch etwas erweitert. In unserem Test haben wir das Band auf einem iPhone mit der Sunu-App gekoppelt. Durch die Sprachführung des iPhones als Bestätigung der Gesten auf dem Band wird die Bedienung wesentlich erleichtert. Dies insbesondere bei Personen, die zunächst als Anfänger mit dem Band arbeiten. Später, also wenn die Vibrationsrückmeldungen besser erkannt und differenziert werden können, sollte es möglich sein, auf die Sprachrückmeldungen am iPhone zu verzichten.

Die Reichweite und den Erfassungswinkel des Ultraschalls kann man in mehreren Modi verwenden, bzw. eigene Voreinstellungen abspeichern.

Der Standard ist hier bis zu 5 Meter mit einem breiten Erfassungswinkel. Mit den Tasten und dem Touchpad am Gerät kann man auch in den Nahbereichmodus wechseln. Dieser Modus erfasst Objekte bis zu 2 Meter weit weg und hat einen erheblich schmaleren Erfassungswinkel. Dadurch werden erheblich weniger Objekte erfasst und Informationen über Vibration vermittelt. In geschlossenen Räumen kann dies von Vorteil sein. Auch kann man hier anhand der Intensität der Vibration feststellen, wie weit ein Hindernis noch entfernt ist.

Der Link zur Seite des Herstellers ist:

https://www.sunu.com/de/index.html

Man kann sich auch mit dem Band die Uhrzeit mittels Vibrationssignalen anzeigen lassen.

Glasflächen werden durch den Ultraschallsensor zuverlässig als Hindernisse erkannt. Probleme gibt es aber bei offenen Türen bzw. schmalen Durchgängen. Vor allem im Standardmodus mit dem breiten Erfassungswinkel werden diese häufig nicht erkannt und stattdessen vermittelt die Vibration den Eindruck einer durchgängigen Wand.

Mit der App kann man auch die Intensität der Vibration, die man spürt, einstellen. Selbst wenn man diese auf Maximum stellt, kann es vor allem im Außenbereich Probleme geben. Wenn man das Armband sinnvollerweise an der Hand trägt, die den Stock führt, muss man mit diesem Arm sowohl die Information, die der Stock über die Beschaffenheit des Gehwegs gibt, als auch die Vibrationen, die am Handgelenk auf Hindernisse hinweisen, interpretieren.

Im Test war dies vor allem bei einem rauen Gehwegbelag ein Problem. Hier gingen die Signale die das Armband gab, dann schnell unter. Die Vibrationen des Blindenstockes, ausgelöst durch den Straßenbelag, auf dem der Stock hin und hergeführt wurde, haben die Vibrationen des Bandes überlagert. Wenn man das Band an der Hand führt, die den Stock nicht hält, kann man erreichen, dass sich die Vibrationen nicht überlagern. Allerdings hat man in jedem Fall eine zusätzliche Informationsquelle, die man beim Laufen dauernd interpretieren muss.

Wenn man beim Laufen mit dem Langstock sehr schnell hin und her bewegt, hat das Gerät weniger Zeit, Hindernisse per Vibration anzuzeigen. Dies kann unter Umständen dazu führen, dass man schmale Hindernisse nicht wahrnimmt. Grundsätzlich kann man festhalten, dass langsamere Bewegungen die Erfassung der Hindernisse deutlich verbessern.

Leider gibt es außer einer dürftigen Hilfefunktion im Rahmen der App eine Dokumentation bis jetzt nur im Internet. Dies sind deutschsprachige Hilfeseiten und englischsprachige Videos.

Independent

Der Independent-Hindernismelder von CareTec ist mit den Maßen 40 x 25 x 15 mm und einem Gewicht von 16 Gramm sehr klein und leicht. Er verfügt über einen Laser-Sensor mit einem Messwinkel von 27 Grad Messwinkel, sowie über einen Ultraschall-Sensor mit einem Messwinkel von 80 Grad. Der eingebaute Akku hält im Ultraschallbetrieb
40 Stunden, im Laser-Betrieb 10 Stunden, und im kombinierten Betrieb 8 Stunden. Mit einem USB-Kabel wird der Akku aufgeladen.

Das Gerät wird mit einer Krokoklemme z. B. an einer Brusttasche, Revers, o. Ä. befestigt. Mitgeliefert werden außer einer Handschlaufe auch noch eine Magnetplatte, mit der man das Gerät auch durch Stoff hindurch befestigen kann. Sehr praktisch sind auch die fünf Schraubbefestigungen, die man leicht an verschiedenen Blindenlangstöcken befestigen kann. Man kann eine solche Befestigung am Hauptstock und Ersatzstock anschrauben und bei Bedarf das Gerät mit der Krokoklemme schnell befestigen bzw. abnehmen.

Bedient wird das Gerät mit zwei taktil unterscheidbaren kleinen Tasten. Diese sind allerdings sehr klein und für ältere Personen, die eventuell nicht mehr so viel Gefühl in den Fingern haben, nicht unbedingt leicht zu bedienen. Hindernisse werden nur durch Töne gemeldet - für Vibration ist das Gerät schlicht und ergreifend zu klein.

Ein ausführliches Handbuch befindet sich als PDF und auch als DAISY-Hörbuch auf dem mitgelieferten USB-Stick.

Man kann die akustischen Signale in drei Lautstärkestufen auswählen.

Die Erfassungsreichweite der Sensoren lässt sich zwischen maximal 2 m und maximal 1 m umschalten. Den Erfassungswinkel kann man nicht verändern. Ebenso kann man zwischen reiner Ultraschallerfassung, Lasersensor oder einer Kombination aus beidem wählen. Dabei verändert sich die Akkulaufzeit wie oben erwähnt. Den Akkustand kann man auch abfragen. Bei allen Menüoptionen antwortet das Gerät mittels akustischer Signale. Es kommt darauf an, welche Tasten (zusammen oder nacheinander) gedrückt werden. Das Ganze ist aber nicht allzu komplex und wird im Handbuch gut erklärt.

Standardmäßig sind beide Sensoren aktiv. Der Ultraschall erkennt zuverlässig Glasscheiben als Hindernis, dies allerdings nur, wenn der Ultraschall-Sensor auch aktiv ist. Der Laser-Sensor kann Glasscheiben nicht zuverlässig erkenne. Auch offene Türen oder schmale Durchgänge werden erkannt und sind durch eine Tonpause wahrnehmbar. Allerdings sollte man darauf achten, den Stock bzw. das Gerät nicht zu schnell zu schwenken. So erhöht man die Genauigkeit der Wiedergabe beträchtlich.

Wie weit ein Hindernis entfernt ist, kann man mit dem Independent nicht feststellen.

Wenn man das Gerät am Langstock verwendet, muss man allerdings darauf achten, dass man den Langstock mit der Zeit nicht unmerklich dreht. Sonst kann es passieren, dass das Gerät dann auf eine Seite rutscht. Aufgrund des geringen Gewichtes kann dies leicht passieren. Die Töne könnten in lauten Umgebungen eventuell überhört werden. Rückmeldung mittels Vibrationen bietet das Gerät wie erwähnt nicht an.

Im Test konnten Hindernisse wie ein parkendes Auto in einem ruhigen Innenhof durchaus anhand der akustischen Signale wahrgenommen werden. Probleme gab es bei schmalen Hindernissen, wie z. B. herabhängenden Ästen.

Bedingt durch die geringe Größe und die sehr kleinen, leicht gängigen Knöpfe ist das Gerät in einer ruhigen und überschaubaren Umgebung gut bedienbar. Da im Außenbereich oftmals mit Störgeräuschen oder lauten Umgebungen zu rechnen ist, schränkt dies ggfs. die erhaltene Information ein. Auch sollte man nicht zu schnell mit dem Langstock hin und her pendeln, damit das Gerät etwas Zeit hat, Hindernisse und freie Flächen zu erkennen.

Fledermaus

Mit einem Gewicht von 125 Gramm und den Maßen 10 x 5 x 3 cm ist die Fledermaus zwar handlich, aber doch deutlich größer und schwerer als die beiden anderen Geräte. Der Akku hält je nach Betriebsart zwischen 10 und 15 Stunden.
Das Gerät verfügt über je zwei Paar Ultraschallsensoren und Infrarotsensoren. Die Paare sind senkrecht zueinander angebracht, so dass in jede Richtung Ultraschall und Infraroterfassung möglich ist. Man kann das Gerät mit der mitgelieferten Handschlaufe oder mit dem Nackengurt vor der Brust tragen. Des Weiteren kann man eine Befestigung mit Krokoklemme oder Schraubzwinge z.B. für einen Rollstuhl oder Rollator bestellen. Diese Befestigungen sind aber nicht für Langstock geeignet. Durch das hohe Gewicht des Gerätes ist eine Befestigung am Langstock aus unserer Sicht auch nicht sinnvoll.

Bedient wird die Fledermaus über zwei taktil gut fühlbare Gummitasten.

Das Handbuch gibt es in Schwarzschrift, als DAISY-CD oder als MP3.

Bei der Fledermaus sind immer beide Sensoren - Ultraschall und Infrarot - aktiv. Je nachdem, welches Sensorenpaar beim Einschalten in die Horizontale zeigt, wird eben dieses aktiv. Nach dem Einschalten erkennt die Fledermaus Hindernisse in bis zu 3 Metern Entfernung. Je näher ein Hindernis ist, desto schneller werden der Hinweiston abgespielt, oder desto schneller vibriert die Fledermaus.

Die Fledermaus kann Hindernisse akustisch und/oder mittels Vibrationen anzeigen. Hierbei kann man die akustischen Signale in drei Lautstärken wiedergeben lassen. Die Vibrationsstärke hingegen kann man in vier Stufen einstellen.
Alle Einstellungen merkt sich das Gerät und übernimmt sie beim nächsten Einschalten automatisch.

Im Test erkannte das Gerät auch schmale Hindernisse, wie z.B. überhängende Äste, geschlossene Schranken, oder Schildermasten. Auch für dieses Gerät gilt, dass schnelle Bewegungen die Erfassung von Hindernissen erschweren. 

Dann gibt es noch den Innenraum-Modus, der den Erkennungsradius auf ca. einen Meter reduziert. Diesen muss man nach dem Einschalten aktivieren. Jetzt wird auch die tatsächliche Entfernung zum Hindernis kommuniziert.
Je näher man steht, desto höher ist der abgegebene Ton, bzw. desto schneller vibriert das Gerät.

Innerhalb eines Gebäudes konnten wir mit der Fledermaus im Innenraum-Modus eine Türöffnung gut ausfindig machen. Geschlossene Glastüren werden von der Fledermaus erkannt und als Hindernisse gemeldet. Mit ein wenig Übung können Tische in der Höhe eines Esstisches und Stuhllehnen ausfindig gemacht und umgangen werden.

Als vorteilhaft haben sich die lauten Akustikrückmeldungen, die auch in der Lautstärke verändert werden können, herausgestellt. Auch die sehr starken Vibrationen haben sich als gut wahrnehmbar herausgestellt. Beides sollte auch in einer stressbehafteten Umgebung mit Störgeräuschen gut wahrgenommen werden können.

Die Bedienknöpfe sind recht groß und schwer zu drücken. Dies kann ebenfalls von Vorteil sein, weil gerade in Stresssituationen die Feinmotorik nachlassen kann, und der Druckpunkt der Knöpfe spürbar ist, so dass man nicht aus Versehen Funktionen umschalten kann.

Im Innenbereich könnte die Fledermaus eingesetzt werden, um den eigenen Tastsinn bei der Orientierung zu ergänzen. Im Außenbereich kann die Fledermaus eingesetzt werden, sofern jemand sich sehr langsam fortbewegt. Personen, die ängstlich sind, könnten versuchen, mit Hilfe der Fledermaus Hindernisse im Kopfbereich zu umgehen.

Bei großen Kreuzungen kann es durch die vielen Informationen über Vibration oder Akustik zu einer Reizüberflutung kommen. Im Zweifel sollte man sich in jedem Fall lieber auf den Blindenlangstock als primäre Informationsquelle verlassen.

Fazit

Alle Geräte können auf Ihre Art ggfs. eine Ergänzung zum Blindenlangstock sein. Allerdings sollte man sich für alle getesteten Geräte auf jeden Fall eine gewisse Eingewöhnungs- bzw. Testzeit lassen, in der man dann herausbekommen kann, ob das Gerät den Erwartungen entspricht, und für die eigene Situation tatsächlich einen Mehrwert bringen kann. Ggfs. kann man vielleicht mit dem Lieferanten eine Leihstellung vereinbaren, oder das zweiwöchige Rückgaberecht für Endverbraucher gemäß dem BGB in Anspruch nehmen.