Der nachfolgende Artikel soll exemplarisch die Tätigkeit eines Auflesers aufführen. Frau Twrdy hat sich zwischenzeitlich einer anderen ehrenamtlichen Tätigkeit zugewandt.
Liebe Leserinnen und Leser,
Mein Name ist Sysett Twrdy. Ich bin 45 Jahre alt und in der Nähe von Berlin geboren. Meine Eltern haben mir bereits von klein auf beigebracht, dass sich Menschen unterstützen müssen und das helfen auch Freude bereitet. Was liegt also näher, ich habe einen sozialen Beruf erlernt und bin Krankenschwester geworden.
1986 brachte ich mein erstes Kind zur Welt. Er litt bereits im Alter von nur 3 Monaten an Augentumoren, in dessen Folge er mit nur 9 Monaten erblindete. Durch die ständigen Behandlungen an einer Universitätsaugenklinik kam ich in reichlich Kontakt zu sehbehinderten und blinden Menschen. Ich habe mitbekommen, wie selbstverständlich blinde Kinder mit ihrem Handicap umgehen und wie sich ganze Familien auf diese Situation einstellen. Vor diesen Menschen habe ich heute einen enormen Respekt. Unser Sohn ist leider im Alter von 1 1/2 Jahren verstorben. Meine Einstellung zu sehbehinderten und blinden Menschen ist jedoch geblieben.
Seit 2002 lebe ich in Friesenheim. Inzwischen sind meine anderen beiden Kinder erwachsen und glücklicherweise gesund. Ich habe noch einmal die Schulbank gedrückt und Pflegemanagement studiert. Heute leite ich eine Pflegeeinrichtung im Raum Kehl. Als 2007 Aufleser für das Offenburger Tageblatt Regionalausgabe Lahr gesucht wurden, war es für mich selbstverständlich, mich zu melden. Ich habe diese Aufgabe gern übernommen. Ich habe so die Möglichkeit, sehbehinderte und blinde Menschen zu unterstützen und tue dies auch im Namen meines kleinen Sohnes. Es macht mir sehr viel Freude, obwohl die Zeit durch meine Arbeit manchmal recht knapp bemessen ist. Meine Familie hält mir jedoch, wenn es mal ganz eng wird, den Rücken frei, so dass die Leser ihre Zeitung zum Hören immer rechtzeitig erhalten können.
Sysett Twrdy
Für die regelmäßigen Abonnenten werden die aufgesprochenen CDs in unserem Hause auf einer speziellen CD-Kopieranlage vervielfältigt.
Die erstellten Kopien werden hernach in einer speziellen Versandbox an den Abonnenten verschickt. Der Versand von CDs für Blinde und Sehbehinderte erfolgt portofrei, als so genannte Blindensendung.
Nach dem Abhören kann der Abonnent die CD wieder in die gelbe Versandbox zurück stecken. Die Box wird dann mit einem Schieber verschlossen. Auf der Vorderseite der Versandbox befindet sich ein durchsichtiges Einschubfach. In diesem Einschubfach befindet sich eine Adresskarte. Diese Karte ist auf der Vorderseite mit der Adresse unseres Hauses und auf der Rückseite mit der Adresse des Abonnenten beschriftet.
Wenn die CDs fertig kopiert sind, werden sie vor dem Versand nochmals kontrolliert. Das nachfolgende Bild zeigt Frau Schmidt bei der Kontrolle der fertig kopierten CDs mit dem PTN1 - einem speziellen Abspielgerät für blinde und sehbehinderte Menschen.