Weltbrailletag 04. Januar 2025
Louis Brailles Geburtstag und die barrierefreie Zugänglichkeit zu Bildungsmedien
Am 4. Januar 1809 wurde Louis Braille in Coupvray, Frankreich, geboren. Braille, der im Alter von drei Jahren durch einen Unfall erblindete, entwickelte später das nach ihm benannte Braille-System, das die Welt der blinden und sehbehinderten Menschen revolutionieren sollte.
Die Brailleschrift, die aus einer Kombination von sechs erhabenen Punkten besteht, ermöglicht es blinden Menschen, durch Tasten zu lesen und zu schreiben.
Diese Erfindung hat nicht nur die Bildungschancen für blinde Menschen erheblich verbessert, sondern ihnen auch eine größere Unabhängigkeit und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ermöglicht.
Louis Braille begann bereits in jungen Jahren, an seinem System zu arbeiten, inspiriert durch eine militärische Nachtschrift, die von Charles Barbier entwickelt wurde. Im Jahr 1824, im Alter von nur 15 Jahren, stellte Braille seine Schrift der Öffentlichkeit vor. Trotz anfänglicher Widerstände setzte sich die Brailleschrift schließlich weltweit durch und wird bis heute in nahezu allen Ländern verwendet.
Anlässlich seines Geburtstags erinnern wir uns an das Vermächtnis von Louis Braille, dessen Erfindung Millionen von Menschen auf der ganzen Welt geholfen hat, Barrieren zu überwinden und ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Sein Beitrag zur Inklusion und Bildung bleibt unvergessen und inspiriert weiterhin Generationen.
In der heutigen digitalen Welt ist die Barrierefreiheit von entscheidender Bedeutung, um allen Menschen, unabhängig von ihren physischen Fähigkeiten, den Zugang zu Informationen und Dienstleistungen zu ermöglichen. Die Braille-Zeilen, die den Bildschirminhalt in Blindenschrift umwandeln, sind ein wertvolles Hilfsmittel für blinde und sehbehinderte Menschen, um am digitalen Leben teilzuhaben. Doch trotz dieser technologischen Fortschritte stehen viele noch immer vor erheblichen Herausforderungen.
Ein besonders besorgniserregendes Beispiel ist die Online-Bildungsplattform in Baden-Württemberg, die aufgrund mangelnder Barrierefreiheit blinde Schüler von wichtigen Bildungsressourcen ausschließt. Diese Barrieren verhindern nicht nur den Zugang zu Wissen, sondern auch die Möglichkeit, gleichberechtigt am Unterricht teilzunehmen und die eigenen Fähigkeiten voll zu entfalten.
Während Internetseiten der Kommunen oft positive Beispiele für Zugänglichkeit bieten, sieht die Situation in der freien Wirtschaft anders aus. Viele Unternehmenswebseiten sind für blinde Nutzer kaum zugänglich, was deren Teilnahme am wirtschaftlichen und sozialen Leben erheblich einschränkt. Besonders kritisch ist dies bei den Angeboten von Kreditinstituten, die essenzielle Dienstleistungen bereitstellen, aber für blinde Menschen oft unzugänglich bleiben.
„Es ist von größter Wichtigkeit, dass Unternehmen und Institutionen die Notwendigkeit der Barrierefreiheit erkennen und entsprechende Maßnahmen ergreifen. Nur so kann eine inklusive Gesellschaft geschaffen werden, in der alle Menschen, unabhängig von ihren Fähigkeiten, die gleichen Chancen und Möglichkeiten haben“, erklärt Mischa Knebel als Geschäftsführer des Vereins.
„Die Förderung der Barrierefreiheit ist nicht nur ein Akt der sozialen Verantwortung“, so Knebel weiter, „sondern auch ein Schritt in Richtung einer gerechteren und zugänglicheren Welt für alle.“
Der Blinden- und Sehbehindertenverein Südbaden e.V. (BSVSB) appelliert eindringlich an die Verantwortlichen in Bildung, Wirtschaft und Finanzwesen, ein tieferes Verständnis für die Bedürfnisse blinder und sehbehinderter Menschen zu entwickeln.
Der Vorsitzende des Vereins – Dieter Nutto – erklärt dazu: „Die technologische Entwicklung hat es ermöglicht, barrierefreie Zugänge zu schaffen, die es blinden Menschen erlauben, digitale Inhalte ebenso effektiv zu nutzen wie ihre sehenden Mitmenschen. Doch leider bleibt dieses Potenzial oft ungenutzt.“
Im Kultusministerium, bei den Trägern freier Wirtschaftsunternehmen und in den Vorständen der Kreditinstitute fehlt es häufig an der Bereitschaft, die notwendigen Schritte zur Umsetzung von Barrierefreiheit zu gehen. Diese Zurückhaltung behindert nicht nur den Fortschritt, sondern schränkt auch die Teilhabe blinder Menschen am gesellschaftlichen Leben erheblich ein.
Wir als BSVSB e.V. fordern daher ein Umdenken und ein stärkeres Engagement dieser Schlüsselakteure. Es ist an der Zeit, die bestehenden Möglichkeiten der EDV-Technologie zu nutzen und barrierefreie Lösungen konsequent zu implementieren. Dies erfordert nicht nur Investitionen in Technologie, sondern auch in Schulungen und Sensibilisierungsmaßnahmen, um ein Bewusstsein für die Bedeutung der Barrierefreiheit zu schaffen.
Eine inklusive Gesellschaft, in der alle Menschen die gleichen Chancen haben, ist nur möglich, wenn Barrieren abgebaut und Zugänge für alle geschaffen werden.
Der BSVSB ist bereit, mit den Verantwortlichen zusammenzuarbeiten, um notwendige Veränderungen voranzutreiben und eine Zukunft zu gestalten, in der Barrierefreiheit selbstverständlich ist.
Weiterführende Informationen finden Sie auf der Homepage des BSVSB unter
www.bsvsb.org
oder telefonisch unter 0761 36122, per E-Mail unter
info(at)bsvsb.org