Sehbehinderte Menschen haben häufig mit Vorurteilen zu kämpfen. Viele Menschen ahnen nicht, dass es viele Sehbeeinträchtigungen gibt, die nicht durch eine Brille korrigiert werden können. Sie können oft nicht verstehen, dass Betroffene etwas nicht sehen können, dafür aber an anderen Stellen scheinbar keine Hilfe benötigen. Ein Phänomen, das oft Unverständnis hervorruft, betrifft auch Betroffene mit eingeengtem Gesichtsfeld (sog. Tunnelblick). Sie können sich kaum fortbewegen und sind auf Hilfe angewiesen, können jedoch die Zeitung lesen. Eine weit verbreitete Ansicht ist auch, dass der weiße Langstock nur von blinden Menschen benutzt wird und sehbehinderte Menschen so etwas nicht brauchen.
Eine Sehbehinderung ist für andere Menschen oft nur schwer oder gar nicht erkennbar. Oft befürchten Betroffene, dass sie mit der Nutzung eines Langstocks ihre Beeinträchtigung sichtbar machen würden und als Folge neugierige, unangenehme oder verletzende Kommentare vonseiten ihrer Mitmenschen zu erwarten sind. Auch sind sie oft überzeugt, dass ihr Leben nicht mehr lebenswert ist, wenn sie den weißen Langstock in die Hand nehmen müssen.
Als Folge werden komplizierte Wege und Situationen so lange gemieden, bis der Bewegungsradius auf wenige gut bekannte Wege schrumpft oder diese nur in Begleitung bewältigt werden.
Wenn aufgrund der zunehmenden Einschränkung der Lebensqualität das Verstecken der Sehbeeinträchtigung endlich ein Ende findet und das Eingeständnis kommt: „Entweder ich unternehme jetzt etwas oder ich komme ohne Hilfe nicht mehr aus dem Haus“, kann eine Mobilitätsschulung und die Benutzung des weißen Langstocks das Leben in vielerlei Hinsicht erleichtern.